Damit Obstbäume im Herbst große und saftige Früchte tragen, ist der Winterschnitt im Frühjahr eine wichtige Voraussetzung. Doch nicht nur der Zeitpunkt ist beim Obstbaumschnitt entscheidend. So unterstützt einerseits die richtige Schnitttechnik und anderseits auch die passende Schnittart die Entwicklung von großen Früchten zur Erntezeit.
Geeignetes Werkzeug für den Obstbaumschnitt
Für den Obstbaumschnitt sind zwei Arten von Astscheren geeignet. Die sogenannte Amboss-Schere ist so konstruiert, dass eine gerade Schneidfläche auf eine Kunststoff- oder Weichmetallfläche gepresst wird. Amboss-Scheren eignen sich deshalb für trockene oder tote Triebe, die sehr hart sind.
Bypass-Scheren sind für die Beschneidung von Lebendholz passender, weil ihre beiden Klingen aneinander vorbeigleiten, was eine exaktere Schnittführung ermöglicht. Sie sind deshalb die erste Wahl für den Obstbaumschnitt.
Für beide Arten von Scheren erhalten Hobbygärtner praktische Verlängerungen im Gartenhandel. Wichtig ist, dass die Klingen der Scheren geschärft sind. Stumpfe Klingen, die ein Reißen oder Brechen des Astes im Arbeitsgang bedingen, sind ungeeignet und richten mehr Schaden an als dass sie nutzen.
Für dickere Äste können Sägen erforderlich sein. Auch hier gibt es zwei Varianten für den Obstbaumschnitt. Schwer zugängliche Bereiche lassen sich gut mit einer Klappsäge bearbeiten, die auf Zug schneidet und deshalb besonders bei frischem Holz kraftsparendes Arbeiten ermöglicht.
Die Bügelsäge mit verstellbarem Sägeblatt ist bei Schnitten entlang eines Astrings eine gute Wahl. Das Sägeblatt lässt sich so verdrehen, dass der Bügel beim Sägen nicht im Weg ist. Auch für diese beiden Sägetypen sind Verlängerungen in Form von Stielen im Handel erhältlich.
Die richtige Schnitttechnik
Der Obstbaumschnitt dient der Unterstützung des Baumes bei der Entwicklung seiner Früchte. Geschnitten werden deshalb zunächst tote Äste. Außerdem sollten Teile der Baumkrone ausgeschnitten werden, um auch im innenliegenden Bereich des Baumes genügend Luft und Sonne zu ermöglichen.
Äste, die sich überkreuzen, sowie die sogenannten Wasserschosse (dies sind dünne, steil nach oben ragende Äste) sollten ebenso an ihrer Basis entfernt werden wie Zweige, die nach innen wachsen. Auch solche Äste, die in den letzten Jahren viele Früchte getragen haben, werden beim Obstbaumschnitt ausgedünnt.
Wichtig ist das gezielte Schneiden mit einem scharfen Werkzeug. Geschnitten wird oberhalb der seitlichen Austriebe und immer kurz über einer nach außen weisenden Knospe. Beim Schneiden oder Sägen ganzer Äste sollte der Schnitt eng am Astring durchgeführt werden, also immer kurz über einer Verzweigung.
Mit der richtigen Schnitttechnik werden Faulstellen vermieden und ein Verschlussmittel ist nicht notwendig. Der Baum heilt sich in der Regel selbst. Bei Schnitten von Ästen, die dicker als zehn Zentimeter Durchmesser sind, ist ein Wundverschlussmittel empfehlenswert, was allerdings nur auf den äußeren Wundbereich aufgetragen wird.
Die geeignete Schnittart beim Obstbaumschnitt
Neben der korrekten Schnitttechnik ist auch das Alter des Baumes und die daraus resultierend passende Schnittart zu beachten. Wird ein junger Baum nach dem Pflanzen einmal jährlich korrekt zurückgeschnitten, begünstigt dies die langjährige Gesundheit und Vitalität des Baumes mit gleichzeitig reicher Ernte.
Der Pflanzschnitt
Bei jungen Obstbäumen kommt es darauf an, die wachsenden Äste so in Form zu bringen, dass sie viele Jahre lang ein stabiles und gleichmäßiges Wachstum aufweisen. In der Regel verfügt ein junger Obstbaum über einen Mitteltrieb, um den sich weitere Leittriebe gruppiert haben. Der Mitteltrieb ist sozusagen die Basis des Grundgerüsts. Etwa drei bis vier Leittriebe sollten ihn umringen, wobei ein Neigungswinkel zum Mitteltrieb von 45 Grad ideal ist.
Natürlich lässt sich die Natur nur ungern in Winkel pressen. Allerdings kann man die Leittriebe mit einem Holzstück sanft in die gewünschte Richtung spreizen oder auch mit einer Schnur binden. Konkurrenztriebe werden direkt an ihrer Basis geschnitten. Der Mitteltrieb sollte stets am höchsten stehen, die Leitäste drum herum etwa 20 Zentimeter kürzer geschnitten werden.
Der Erziehungsschnitt
Der Erziehungsschnitt oder auch Aufbauschnitt dient der Unterstützung des kräftigen Wachstums und der Kronenausbildung des Baumes. Auch hier kommt es darauf an, dass der Mitteltrieb und die Leitäste das feste Gerüst des Obstbaumes bleiben. Konkurrenztriebe und Wasserschosse werden an ihrer Basis ausgeschnitten.
Mitteltrieb und Leitäste sollten im leicht gekürzt werden. Die Seitenäste an den Leitästen bleiben jedoch beim Obstbaumschnitt unberührt, denn diese Kurztriebe sind später wichtig für die Ausbildung von Früchten. Beim Erziehungsschnitt sollte immer oberhalb nach außen gerichteter Knospen geschnitten werden. Das Entfernen ganzer Triebe im Bauminneren sorgt für genügend Lichteinfall in den Sommermonaten, wenn sich die Früchte entwickeln.
Der Verjüngungsschnitt
Bei wenig gepflegten und in die Jahre gekommenen Obstbäumen kann ein Verjüngungsschnitt sinnvoll sein. Wichtig ist, dass solch ein Verjüngungsschnitt als Winterschnitt im Frühjahr durchgeführt wird, wenn sich noch keine Knospen ausgebildet haben.
Beim Verjüngungsschnitt werden die Leitäste um ein Drittel ihrer Länge gekürzt, Konkurrenztriebe und Wassertriebe vollständig herausgeschnitten. Der Verjüngungsschnitt wirkt meist etwas erbarmungslos, weil häufig eine große Anzahl an Ästen und Zweigen ausgeschnitten wird. Allerdings trägt der Verjüngungsschnitt zur Wiederherstellung des harmonischen Wachstums des Baumes bei. Außerdem regt diese recht rabiate Ausdünnung das Wachstum junger Neutriebe an, die dann wiederum große und saftige Früchte ausbilden können.